Friedhöfe Berlins
Berlin ist mit 3,5 Millionen Einwohnern die die bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands und die zweitgrößte der Europäischen Union. Das Stadtgebiet erstreckt sich auf 892 km2 wobei die größte Länge von Ost nach West 45 Kilometer und von Nord nach Süd 38 Kilometer beträgt. Damit liegt Berlin an fünfter Stelle der flächenmäßig größten Städte der EU. Aktuell gibt es 12 Bezirke, die nochmals in 95 Ortsteile unterteilt sind.
Im Stadtgebiet von Berlin gibt es aktuell 228 Friedhöfe, wobei auf 38 davon mittlerweile keine Begräbnisse mehr durchgeführt werden. Dennoch haben sich die meisten Friedhofsanlagen ihren ursprünglichen Charakter erhalten und sind auch nach wie vor als Friedhöfe erkennbar. Die große Anzahl an Friedhöfen ergibt sich aus der Tatsache, dass Groß-Berlin erst im Jahre 1920 entstanden ist. Dabei wurde 94 Einzelgemeinden zur Stadtgemeinde Groß-Berlin zusammengeschlossen. Diese verfügten jeweils über eine Vielzahl von städtischen und konfessionellen Friedhöfen. Zwar gab es Pläne neue Zentralfriedhöfe anzulegen und kleinere innerstädtische Friedhöfe zu schließen, jedoch scheiterten diese an der Eigenständigkeit der Stadtbezirke. So gibt es in Berlin im Gegensatz zu anderen Städten wie New York, Wien, Paris oder Hamburg keine großen Zentralfriedhöfe, auf dem die großen Persönlichkeiten der Stadt begraben sind. Die 824 Ehrengräber, welche bekannte Berliner erhalten haben, verteilen sich auf 80 verschiedene Friedhöfe. Insgesamt sind 79 Friedhöfe in der Denkmalliste Berlins als Gartendenkmale eingetragen.
Der Dorotheenstädtische Friedhof Berlin Mitte
Von besonderer kunsthistorischer und kultureller Bedeutung ist der Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin Mitte. Hier ist unter anderem eine Vielzahl von Künstlern, Schriftstellern und Musikern begraben. Angelegt wurde der Friedhof im Jahre 1762, wobei bis 1826 einige Vergrößerungen vorgenommen wurden. So sind hier zum Beispiel die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte sowie die Schriftsteller Heinrich Mann, Bertolt Brecht und Anna Seghers begraben. Auch der Alt-Bundespräsident Johannes Rau hat hier seit 2006 ein Ehrengrab. Alleine durch die Vielzahl von künstlerischen Bildhauerarbeiten lohnt sich ein Rundgang über den Friedhof. Das älteste klassizistische Grabmal stammt aus dem Jahre 1807 und wurde für den Fabrikanten Jacob Fröhlich erstellt.
Der Zentralfriedhof
Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg ist vor allem durch die vielen bekannten Persönlichkeiten aus der Politik bekannt, die hier begraben sind. So gibt es Gedenkstätten für sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Politiker und Aktivisten. Zu den bekanntesten gehören Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie auch der ehemalige SED-Vorsitzende Walter Ulbricht. Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde trägt deshalb auch den Namen „Sozialistenfriedhof“. Es gibt einen ausgeschilderten Rundgang, der bei der Gedenkstätte der Sozialisten beginnt und an allen bedeutenden Begräbnisstätten vorbeiführt. Wer den Friedhof besucht, sollte auch der Ausstellung zur Geschichte der Gedenkstätte seine Aufmerksamkeit widmen.
Künstlerfriedhof Friedenau
Einen Besuch wert ist auch der Künstlerfriedhof Friedenau. Der Friedhof wurde 1881 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Auf dem Friedhof findet man einige kunsthistorisch einmalige Grabmale. Besonders zu erwähnen sind dabei die Wandgräber der Familien Prowe und Hirt, die Grabanlage der Familie Möller. Auch die in Berlin-Schöneberg geborene Schauspielerin Marlene Dietrich hat hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Obwohl sie eine der Berlinerinnen ist, die weltweiten Ruhm erlangt hat, geriet ihre Bestattung zu einem Skandal. Die zunächst groß angekündigte Trauerfeier wurde vom damaligen Oberbürgermeister Diepgen aus wahltaktischen Gründen wieder abgesagt. Erst der jetzige Oberbürgermeister Klaus Wowereit hat Marlene Dietrich posthum zur Ehrenbürgerin Berlins ernannt. Heute zählt ihr mit einem schlichten Stein und der Inschrift „Marlene“ geschmücktes Grab zu den meist besuchten des Friedhofs. Um die noch vorhande
nen wertvollen Grabmale zu erhalten, ist es möglich, hierfür Patenschaften zu erwerben. Diese sind mit der Auflage versehen, diese zu restaurieren. Im Gegenzug erhält man das Recht hier bestattet zu werden. Auf diese Weise konnten schon einige kunsthistorische Schätze vor dem Verfall gerettet werden.
Jüdischer Friedhof
Besonders sehenswert ist auch der jüdische Friedhof im Bezirk Weißensee. Die Anlage zählt zu den größten und schönsten jüdischen Friedhöfen in Europa. Direkt am Haupteingang befindet sich ein Gedenkstein an die während der Naziherrschaft ermordeten 6 Millionen Juden. Um den Gedenkstein sind kreisförmig Steine angeordnet, auf denen die Namen aller großen Konzentrationslager eingemeißelt wurden. Im Zentrum befindet sich ein drei Meter hohes Denkmal aus Muschelkalkstein, das die Form eines Altars hat. Ebenfalls am Haupteingang befindet sich die Beisetzungsstätte für rund 90 während der Pogromnacht 1938 geschändeten Thorarollen. Zahlreiche Berliner Persönlichkeiten sind hier beigesetzt, unter anderem der Sozialpolitiker Max Hirsch, der hebräische Schriftsteller Micha Josef Bin Gorion, der Maler Lesser Ury sowie die Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse.
Ein weiterer bekannter Berliner Friedhof ist auch der Zehlendorfer Waldfriedhof, auf dem unter anderem der ehemalige Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt sowie der erste Oberbürgermeister West-Berlin Ernst Reuter und die Schauspielerin Hildegard Knef beerdigt wurden. Sehenswerte Baudenkmäler bietet zudem der russisch-orthodoxe Friedhof Tegel. Der Friedhof hat eine Größe von 2 Hektar und wurde mit 4000 tonnen russischer Erde aufgefüllt. Hier befinden sich die Gräber von Mitgliedern des russischen Hochadels, ranghoher Offiziere, Künstler und Intellektueller. Die 1894 erbaute Kapelle bildet das Zentrum de Friedhofs. Sie wurde exakt der Moskauer Basilikuskathedrale nachempfunden. Besonders markant sind der kegelförmige Turm mit der Zwiebelkuppel und das Andreaskreuz mit dem doppelten Querbalken. Wie für russisch-orthodoxe Friedhöfe üblich findet man auch hier die weißen Andreaskreuze und die efeubepflanzten Grabhügel. Alle Gräber werden nach orthodoxer Tradition in Ost-West-Richtung angelegt.