Friedhöfe in Frankfurt am Main
Die meisten kennen Frankfurt am Main, Hessens größte Stadt, als „Mainhattan“. Seine bekannte Skyline mit den Banken-Wolkenkratzern ist, im europäischen Rahmen, mit Manhattan, New York City vergleichbar. Der größte deutsche Flughafen macht die Bedeutung der Stadt deutlich. Die Apfelweinkultur im Ausgehviertel Sachsenhausen, wo der „Äbbelwoi“ aus Tonkrügen („Bembel“) in gerippte Gläsern gefüllt wird, ist beliebt bei Touristen und Einheimischen. Aber Frankfurt hat auch andere, historisch hochinteressante Stätten zu bieten – seine Friedhöfe.
Geschichte der Frankfurter Friedhöfe
Die nahezu 50 Friedhöfe sind nicht nur Orte der Ruhe, Besinnung und des Gedenkens in der hektischen Bankenstadt, sondern auch als Kulturgut und gartenbaulich interessant. Sie ziehen architektonisch, künstlerisch und kulturhistorisch interessierte Touristen an, die auch die Gräber prominenter Frankfurter gezielt ansteuern.
Dabei ragt der Frankfurter Hauptfriedhof an der Eckenheimer Landstraße noch heraus. Er setzt sich mit zwei direkt benachbarten jüdischen Friedhöfen zu einem der größten deutschen Friedhofkomplexe zusammen.
Neben den dominierenden christlichen befinden sich zwölf jüdische Friedhöfe im heutigen Frankfurt. Diese sind eng verknüpft mit der wechselvollen und schwierigen Zeit der Frankfurter jüdischen Bevölkerung bis hin zum Holocaust und ihrer dennoch großen Rolle in der Stadtgeschichte. Drei der jüdischen Friedhöfe werden bis heute noch genutzt und zwar an der Battonstraße, Rat-Beil-Straße und Eckenheimer Landstraße. Die weiteren hatten der jüdischen Gemeinde in früheren Vororten als kleine Begräbnisstätten gedient und sind schon eine Weile außer Betrieb. Die dortigen Grabmäler erzählen die Historie der Frankfurter jüdischen Bevölkerung mit so berühmten Namen wie Rothschild oder Paul Ehrlich (Nobelpreisträger für Medizin). Orthodoxe Juden reisen aus der ganzen Welt an, um an vielen der jüdischen Gräber Lichter anzuzünden und Papiere mit guten Wünschen zu befestigen.
Bedeutende Frankfurter Friedhöfe:
Derr im Norden der Stadt gelegene Hauptfriedhof wurde 1828 nach Plänen des Stadtgärtners Sebastian Rintz erbaut. Im selben Jahr erfolgten die ersten Beerdigungen in den sogenannten Gewannen A bis D. Damals hatte Frankfurt erst die Anzahl von 45.000 Einwohnern, die bis heute auf etwa 680.000 explodierte, was einen immer neuen Bedarf an Friedhofsflächen und später neuen Friedhöfen mit sich brachte.
Wie oft in Deutschlands wurde der Hauptfriedhof zur Zeit seiner Gründung außerhalb der Stadtmauern errichtet. In den innerstädtischen Friedhöfen wie dem Peterskirchhof waren in den Jahren zuvor die hygienischen Zustände (Gerüche, Ansteckungsgefahr) derart schwierig geworden, dass die Stadtoberen sich entschlossen, einen neuen Friedhof außerhalb zu bauen.
Der Hauptfriedhof wurde ähnlich wie die damals modernen britischen Landschaftsparks angelegt. Noch heute kann der Besucher durch die griechisch-klassizistischen Säulen des Alten Portals und einen großzügigen, bis 30 Meter hohen Baumbestand spazieren und sich von der Gruftenhalle mit ihren Arkaden ergreifen lassen. Der kulturell interessierte Mensch kann an den unterschiedlichen, aufwendig hergestellten Grabsteinen, Grabmälern und Mausoleen die jeweils herrschenden Architekturstile und Moden vergleichen.
Zahlreiche weit über die Grenzen Frankfurts bekannte Persönlichkeiten ruhen auf dem Hauptfriedhof, wie beispielsweise die Philosophen Arthur Schopenhauer, Anselm Feuerbach und Theodor W. Adorno sowie der Nervenarzt Alois Alzheimer, nach dem eine Geißel unserer Zeit, die spezielle Demenzerkrankung Alzheimer, benannt ist. Es werden geführte Rundgänge zu den Ruhestätten dieser bedeutenden Menschen auf dem Hauptfriedhof angeboten. Ältere und gehschwache Friedhofsbesucher können einen kostenfreien Fahrdienst mit einem Elektrofahrzeug nutzen.
Jüdischer Friedhof Battonstraße
Der Jüdische Friedhof Battonstraße ist der zweitälteste jüdische Friedhof in Deutschland. Hier hat der berühmte Bankier Mayer Amschel Rothschild im Jahr 1812 seine letzte Ruhestätte gefunden. Der im jüdischen Ghetto von Frankfurt geborene Rothschild begründete die bis heute weltweit bedeutende Dynastie von Bankern und – gut 40 Jahre nach seinem Tod – Besitzern französischer Weingüter von Weltruf.
Auf vielen Grabsteinen des Friedhofs Battonstraße kann der Besucher interessante Symbole wie segnende Priesterhände, Levitenkannen und die Hauszeichen (und damit auch Familiennamen) der Bestatteten entdecken.
1462 zwang der Stadtrat die Frankfurter Juden, ihr angestammtes Siedlungsgebiet in Domnähe zu verlassen. Es wurde bewusst ein Gebiet vor der früheren staufischen Stadtmauer in der Nähe des Friedhofs Battonstraße erkoren, um dort das jüdische Getto zu bauen. Von der sogenannten Judengasse sind heute nur noch einige wenige Gebäude- und Grundmauerreste erhalten.