Friedhöfe in Essen
Essen ist die heimliche Hauptstadt des Ruhrgebiets, obwohl es offiziell diesen Status nicht hat. Im Mittelalter als Anhängsel eines adeligen Damenstifts entstanden, blieb die Stadt Essen über Jahrhunderte bedeutungslos. Erst Bergbau und Schwerindustrie brachten im 19. Jahrhundert wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungsexplosion in die Stadt am mehr als 5000 Jahre alten Westfälischen Hellweg. Bis heute ist Essen untrennbar mit dem Namen der Unternehmerdynastie Krupp verbunden, der ehemalige Familiensitz Villa Hügel hoch über der Ruhr ist heute Museum. Wie kaum eine zweite Stadt im Ruhrgebiet hat Essen zwei sehr verschiedene Gesichter: im Norden die Industriekultur mit dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein und im Süden die sanften Ausläufer des Bergischen Landes mit dem Baldeneysee und dem mittelalterlich geprägten Stadtteil Werden.
Einen zentralen Hauptfriedhof hat Essen nicht. Mit der Umgestaltung der Innenstadt seit den 1950er Jahren wurden auch die innerstädtischen Friedhöfe verlegt und neu angelegt. Heute befinden sich im Stadtgebiet mehr als 50 Friedhöfe, die meisten davon in katholischer Trägerschaft. Als Zuwanderungsgebiet für viele Arbeitsmigranten vor allem aus Polen Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Essen als katholische Hochburg. Seit den 1950er Jahren ist Essen zudem Sitz des Ruhrbistums und Bischofsstadt. Die größten Friedhöfe auf Essener Gemeindegebiet sind allerdings unter kommunaler Verwaltung.
Der größte Friedhof in Essen
Der größte Essener Friedhof ist der Parkfriedhof im südöstlichen Stadtteil Huttrop. Er liegt an der Steeler Straße und umfasst mehr als 40 Hektar. Wie so einige große kommunale Friedhöfe im damals aufstrebenden Ruhrgebiet wurde auch der Parkfriedhof in den frühen 1920er Jahren angelegt. Die immer weiter steigende Bevölkerungszahl verlangte nach einer Lösung des Platzproblems auf den vorhandenen Friedhöfen. Da die Anlage repräsentativ vor allem auch für das bürgerliche Essen sein sollte, wurde der Parkfriedhof großzügig und mit zahlreichen Parkfreiflächen angelegt. Für die Gestaltung von Eingangsgebäude und Trauerhalle wurden zu ihrer Zeit bekannte Architekten verpflichtet. Später wurde der Friedhof um einen neuen Teil erweitert. Teile des alten Friedhofs stehen heute unter Denkmalschutz. Die prominenteste Grabanlage ist die Familiengruft des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der in Essen zu Hause war.
Der Ostfriedhof
Nur rund 1 Kilometer vom Parkfriedhof entfernt befindet sich mit dem Ostfriedhof eine der schönsten Friedhofsanlagen von Essen. Auch dieser Friedhof ist überkonfessionell und kommunal. Die mehr als 8 Hektar umfassende Anlage liegt zwischen Ruhrallee und Steelerstraße im Grenzbereich von Südostviertel und Huttrop. Angelegt wurde die kommunale Begräbnisstätte bereits 1893, veränderte allerdings in den 1950er Jahren stark ihr Gesicht. Als ein innerstädtischer Friedhof im Zuge von Baumaßnahmen aufgelöst wurde, wurden rund 150 Grabstätten besonders verdienter Essener Bürger hierher verlegt. Die teilweise sehr aufwendig und figural im Stil der Zeit angelegten Grabanlagen aus Marmor gehören heute zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Ostfriedhofs. Auf dem Friedhof haben eine Reihe von Prominenten ihre letzte Ruhe gefunden, darunter der Schauspieler und Comedian Diether Krebs und die Ausdruckstänzerin Mary Wigman. Wegen seiner parkartigen Gestaltung ist der Ostfriedhof ein beliebtes Naherholungsziel für Spaziergänger.
Besondere Friedhöfe
Einer der interessantesten Essener Friedhöfe ist die Anlage Am Hallo, die sich über rund 17 Hektar zwischen den nördlichen Stadtteilen Stoppenberg und Schonnebeck erstreckt. Angelegt wurde er 1918 auf dem gesamten Gelände einer natürlichen Erhebung, die ebenfalls Hallo heißt, mit der Betonung auf der zweiten Silbe. Als kommunaler Friedhof für zwei typische Essener Arbeiterstadtteile wurde die Anlage zur letzten Ruhestätte für verunglückte Bergleute. Eine Grabanlage mit Mahnmal erinnert an 29 Kumpel, die 1941 bei einer Schlagwetterexplosion auf Zeche Zollverein ums Leben kamen. Eine Besonderheit auf dem Friedhof am Hallo ist das 1972 angelegte große Gräberfeld für rund 1400 muslimische Beisetzungen, eines der ältesten und größten seiner Art im Ruhrgebiet.
Im Süden von Essen, im Prominentenstadtteil Bredeney, befinden sich die aufwendig gestalteten Grabanlagen der Familie Krupp. Der Friedhof Bredeney existiert seit 1909. Auch die bekannte Pilotin Thea Rasche ruht hier in einem Ehrengrab der Stadt Essen.