Friedhöfe Stuttgarts
Umgeben von sanften Hängen, Wäldern und Weinbergen hat die baden-württembergische Stadt Stuttgart im Laufe der Jahrhunderte einen vielfältigen Wandel erfahren. Dabei entwickelte sie sich von einer mittelalterlichen bäuerlichen Siedlung zur Residenzstadt am Neckar mit prächtigen Repräsentationsbauten im meist barocken Stil und später zu einer Großstadt, die heute auch über eine moderne Architektur und eine starke Industrie verfügt.
Als sechstgrößte deutsche Stadt hat Stuttgart rund 600.000 Einwohner, die in 23 Stadtbezirken mit jeweils mehreren Stadtteilen leben.
Es entspricht den Gesetzen der Natur, dass eine derart hohe Einwohnerzahl auch entsprechend viele Sterbefälle pro Jahr nach sich zieht. Diese bisherigen Bewohner der Stadt finden ihre letzte Ruhestätte auf einem der insgesamt 42 Friedhöfen Stuttgarts, die sowohl als Orte der Bestattung und Trauer aber auch für eine besinnliche Erholung inmitten ihrer oft großen Grünflächen- und Baumbestände genutzt werden.
Geschichte zu den Friedhöfen in Stuttgart
Wie in den anderen Städten und Gemeinden Deutschlands auch, so verfügen die Friedhöfe Stuttgarts über eine eigene Kulturgeschichte. Nachdem im Jahr 1219 Stuttgart das Stadtrecht erhielt, wurde einer ihrer ersten Friedhöfe als Kirchhof an der der spätromanischen Basilika angelegt, die später als Stiftskirche bekannt war. Er wurde zum Ende des 15. Jahrhunderts aufgegeben. Häufige Seuchen und auch kriegerische Auseinandersetzungen führten zur Notwendigkeit, außerhalb der Stadtmauern einen Friedhof anzulegen, der dann bis 1799 genutzt wurde.
In diesem Zeitraum entstanden weitere Friedhöfe, wie einer an der heutigen Hospitalkirche oder der Hoppenlaufriedhof in der nördlichen Vorstadt. Der Lazarettfriedhof im Bereich der heutigen Lazarettstraße besaß als erster Friedhof Stuttgarts einen Armsünderfriedhof, auf dem Hingerichtete und Selbstmörder beerdigt wurden.
Ab dem 16. Jahrhundert wurden die ersten Friedhöfe auch abseits von Kirchen angelegt. Sie wurden meist durch einen in der Mitte verlaufenden Weg erschlossen. Diese Friedhöfe, zu denen der bereits erwähnte Hoppenlaufriedhof gehörte, existierten in dieser Form bis ins 19. Jahrhundert. Typisch für sie war die gleichzeitige Nutzung ihrer Grasflächen für die Haltung von Kleinvieh und teilweise auch für den Anbau von Gemüse.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das noch heute weit verbreitete Erscheinungsbild der Friedhöfe, das von einer sachlich-nüchternen Grundgestaltung, die ihre Grabmale einschließt, bis zur Dominanz der Gräberfelder über die einzelne Grabstätte reicht.
Jetzt begann auch der Blumenschmuck die bis dahin als Grabschmuck verwendeten Pflanzen wie Efeu, Buchsbaum oder Weißdorn abzulösen.
Die großen Friedhöfen in Stuttgart
Werfen wir nun einen Blick auf die drei größten Friedhöfe Stuttgarts.
Mit 31 Hektar Fläche ist der Stuttgarter Waldfriedhof im Stadtbezirk Degerloch ihr größter. Bequem erreichbar mit der von Südheimer Platz zu ihm hinaufführende Standseilbahn, wurden ab dem Jahr 1913 die einzelnen Grabstätten regelrecht in den Baumbestand integriert. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt, Karl Lautenschlager oder Theodor Heuss und Robert Bosch fanden hier die letzte Ruhestätte.
Nur wenig kleiner zeigt sich der im Stadtbezirk Bad Cannstadt liegende Hauptfriedhof Stuttgarts, dessen Fläche seit seiner Eröffnung 1918 mehrfach erweitert wurde und der neben einem armenischen und einem muslimischen Gräberfeld auch ein großes jüdisches Gräberfeld besitzt.
Drittgrößter Friedhof Stuttgarts ist der Pragfriedhof im Norden der Stadt, der bei seiner Eröffnung im Jahr 1873 noch außerhalb der Stadtgrenzen lag. Er besitzt Stuttgarts einziges Krematorium und ein Kolumbarium, das der Aufbewahrung von Urnen dient. Eine russisch-orthodoxe Kirche befindet sich ebenfalls auf der an einem Hang liegenden Friedhofsanlage, die weiterhin über einen, für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen großen israelitischen Bereich verfügt.
Besondere Friedhöfen in Stuttgart
Abschließend sollen einige der Stuttgarter Friedhöfe eine kurze Erwähnung finden, die sich durch Besonderheiten oder Auffälligkeiten auszeichnen.
So gilt der Steigfriedhof im Stadtbezirk Bad Cannstadt als die älteste erhaltene Begräbnisstätte in der Stadt. Er blickt auf eine Vergangenheit von rund 1.400 Jahren zurück und besitzt dazu den ältesten Grabstein Stuttgarts.
Um das Jahr 1400 wurde der Berg-Friedhof Wangen angelegt, der über besonders viele kunstvoll gestaltete Grabsteine aus dem 18. und 19. Jahrhundert verfügt.
Ein terrassenförmiges Gelände mit aufwendigen Stützmauern kennzeichnet den an einem steilen Hang liegenden Friedhof Rohracker, auf dessen Gelände auch eine Kirche Platz gefunden hat.
Mit der Nennung der Friedhöfe Hedelfingen und Obertürkheim sollen zwei Stuttgarter Friedhöfe diese Betrachtung beenden, die beide bereits im 14. Jahrhundert angelegt wurden.